Geschichte hautnah – die Fahrt der 10. Klassen nach Flossenbürg
Am 27.02.2024 begab sich die 10. Jahrgangsstufe der Konrad-Max-Kunz Realschule auf eine bedeutsame Reise in die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg. Die Fahrt hatte das Ziel, den Schülern ein tieferes Verständnis für die Schrecken der nationalsozialistischen Zeit zu vermitteln und sie dazu zu ermutigen, Geschichte zu reflektieren und vor allem aus ihr zu lernen. Die Schüler trafen sich allesamt um 07:45 Uhr an der Sandstraße und wurden dort von ihren jeweiligen Geschichtslehrerkräften in Empfang genommen und begrüßt. Die Atmosphäre war anfänglich noch relativ normal – wie man sie eben gewohnt ist – wurde aber im späteren Verlauf immer bedrückender, da sich die Schüler schnell der Ernsthaftigkeit des Ortes bewusst waren, den sie besuchten.
Nach ungefähr einer Stunde Busfahrt erreichten die 10. Klassen schließlich ihr Ziel. Bei der Ankunft wurden sie von unserem Reiseführer empfangen, welcher sie die folgenden Stunden begleiten und mit ausreichend geschichtlichem Wissen versorgen sollte. Angefangen mit einer kleinen Rundtour durch die Gedenkstätte erhielten wir einen Überblick über den Aufbau des ehemaligen Konzentrationslagers. Auch wenn in Flossenbürg ein Großteil der ehemals existierenden Gebäude-nicht mehr steht, waren sich die Jugendlichen der Geschichtsträchtigkeit des Ortes dennoch bewusst. Im Konzentrationslager Flossenbürg wurden zwischen den Jahren 1938 und 1945 über 100.000 Häftlinge eingesperrt, von welchen 30.000 diesen grausamen Ort nie wieder verlassen sollten.
Nach dem Rundgang ging es für eine Dreiviertelstunde in das direkt anliegende Café, um sich zu stärken. Die Auswahl an Gerichten ließ hier definitiv nicht zu wünschen übrig. Danach ging es in die Seminarräume, um mehr Informationen über die grausamen Verbrechen zu erfahren. Neben einem Kurzfilm zur Geschichte gab es ein Rollenspiel. Jeder erhielt eine Rolle, welche wiederum verschiedenen Bevölkerungsgruppen zugeteilt war. Durch gegebene Szenarien (Häftlingstransport im April 1945 im besetzten Tschechien) sollten sich die einzelnen Gruppen in den Diskurs begeben, um zu entscheiden, wie sie in bestimmten Situationen handeln würden.
Nach dieser Aktion ging es dann wieder hinaus auf das Gelände, zunächst zum Ehrenfriedhof, auf welchem mehr als 5000 Opfer begraben liegen. Die Atmosphäre war abermals sehr bedrückend. Hinabblickend in das sogenannte ,,Tal des Todes“ ging es dann schlussendlich noch in die Überreste des sogenannten ,,Arrestbaus“. Der wohl bekannteste unter den im Hof des Baus ermordeten Menschen war der evangelische Pfarrer Dietrich Bonhoeffer. Er stellte sich von Beginn an gegen die Nationalsozialisten. Weil er im Widerstand aktiv war und auch mit dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 in Verbindung gebracht wurde, kam er in Haft, dann ins KZ Buchenwald und schließlich ins KZ Flossenbürg. Hier wurde Bonhoeffer nach einem Scheinverfahren zum Tode verurteilt und am 9. April 1945 von der SS erhängt.
Schlussendlich ging es dann um 15:00 Uhr zurück zum Bus, um den Heimweg anzutreten. Obwohl die Eindrücke der Reise schwerwiegend waren, waren die Schüler auch dankbar für die Gelegenheit, aus erster Hand über die Vergangenheit zu lernen und darüber nachzudenken, wie sie dazu beitragen können, eine bessere Zukunft zu gestalten, in der sich die Gräueltaten des Holocausts niemals wiederholen dürfen.
Um es alles mit einem Zitat zu beenden: „Hier haben wir nicht nur die Kleidung verloren, sondern auch unsere Seele.“ – Vittore Bocchetta, ehemaliger Insasse des Konzentrationslagers Flossenbürg.
Luca-Joel Heinemann, 10b